»Exotisches« Westfalen: August Erdland und der Kolonialismus
Lesung und Gespräch
Sonntag, 21. April 2024 – 15:00 Uhr
Haus Rüschhaus
Ticket: 5 €
Von Westfalen in die Südsee – der 1874 in Oelde geborene Bauernsohn August Erdland ging im Jahre 1900 für gut zehn Jahre als Missionar in die Südsee. Auf den Marshallinseln, gut 13.000 Kilometer von seiner Heimat entfernt, wurde er zum Schriftsteller. Die Inselgruppe im fernen Ozeanien, nördlich von Australien gelegen, wurde für ihn zu einer zweiten Heimat. Während Erdlands hochgeschätzte sprachliche und ethnologische Schriften sachlich abgefasst sind, präsentiert sich der Autor in seinen literarischen Südsee-Skizzen als unterhaltsamer Erzähler, der auch manche Anekdote einfließen lässt. Erdland liefert dabei realistische und keine geschönten Porträts einer Inselwelt, die alles andere als ein Paradies darstellte. Anders als viele Entdeckungsreisende lehnte Erdland das Überlegenheitsgefühl vieler weißer Kolonialisten ab und sprach den Insulanern ein Selbstbestimmungsrecht zu. Seine Ausführungen bereichern die aktuellen kritischen Debatten über die deutsche Kolonialgeschichte.
Der Literaturwissenschaftler Walter Gödden und der Schauspieler und Sprecher Carsten Bender geben in einer kurzweiligen dialogischen Lesung Einblicke das Leben eines Missionars, der an seiner eigenen Mission scheiterte und dem Kolonialismus zusehends kritischer gegenüberstand.
In der Veranstaltungsreihe Schatten des Schattens fragen wir uns, wie stark koloniale Geschichte unsere Sprachen prägen und wie weit koloniale Muster in unser Alltagssprechen und auch in Literatur hineinreichen. Schatten des Schattens sieht Sprache aber auch als Teil des großen Prozesses der Dekolonisierung. Das zweijährige Projekt verfolgt in Gesprächen und künstlerischen Beiträgen historische Spuren in der Sprache – zwischen Wissenschaft und Kunst, zwischen Westfalen und der Welt.
mit
Walter Gödden
Carsten Bender
Die Veranstaltung gehört zum Projekt Schatten des Schattens: Sprache in (post)kolonialen Zeiten, einer Kooperation von Burg Hülshoff – Center for Literature (CfL), der LWL-Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens und dem Germanistischen Institut der Universität Münster, gefördert durch die LWL-Kulturstiftung im Rahmen von »POWR! Postkoloniales Westfalen-Lippe« und der Stiftung der Sparkasse Münsterland Ost.
Hinweis:
Vor Ort ist nur Barzahlung möglich.